vom 04.06.2019
Statt Abriss: Zwei neue Häuser in einer alten Kirche DULSBERG
Eine bundesweit ungewöhnliche Kirche wird Pfingsten im Hamburger Stadtteil Dulsberg eröffnet. In die große Saalkirche am Straßburger Platz wurde eine Kindertagesstätte
und ein Gemeindehaus gebaut. Beide Gebäude sind dreistöckig und über
Brückengänge miteinander verbunden. Der ehemalige Chor wurde zu einem
Gottesdienstraum gestaltet. Ein möglicher Abriss der denkmalgeschützten
Stadtteilkirche konnte damit verhindert werden.
Knapp 4000 evangelische Christen leben auf dem Dulsberg, einem vergleichs-
weise armen Quartier östlich der Alster. 1936 wurde die Frohbotschafts- kirche geweiht. Mehr als 600 Besucher konnte sie aufnehmen, doch die hohen Heizkosten und die notwendige Sanierung überforderten die arme Gemeinde.
Mehr als 2.5 Jahre lang wurde der Umbau diskutiert.
Als Pläne bekannt wurden, sie abzureißen, regte sich massiver Widerstand im Stadtteil. Drei Jahre lang war sie nun für die Sanierung weitgehend geschlossen. Mit rund 7,7 Millionen Euro ist es eine der teuersten Kirchensanierungen der Nordkirche. Etwa die Hälfte kommt von der Stadt Hamburg aus dem Sanie- rungstopf und dem „Rise“-Programm zur Stadtentwicklung. Die andere Hälfte haben Gemeinde und Kirchenkreis aufgebracht. Auch wenn die Abschlussrech- nung noch fehlt, rechnet Gemeindepastoıin Hannegret Riepkes damit, dass
das Geld reicht. Allerdings musste die Gemeinde zur Finanzierung einen
Teil ihres Grundstücks verkaufen, auf dem derzeit ein SOS-Kinderdorf
geschaffen wird. Das alte Gemeindehaus ist inzwischen abgerissen. Für ausreichend Licht ist gesorgt. Die beiden Innengebäude haben große Glasfronten, und die
Fenster der „Kirchenhülle“ wurden aufgehellt. Der Kita-Spielplatz ist noch in Arbeit. Die „Stöberstube“ ist in einem neuen Pavillon untergebracht. Hier werden
nicht nur gebrauchte Kleider und Möbel, sondern auch Beratung und
Seelsorge angeboten. Die Gemeinderäume sollen allen Menschen im Stadtteil
zur Verfügung stehen, sodass sich die Kirche zu einem Bürgertreff entwickelt.
Das neue Gebäude bringe es mit sich, dass auch in der Gemeindearbeit neue Wege beschritten werden, sagt Pastorin Riepkes.
„Wir sind noch in der Phase des Ausprobierens.“ Sorge bereitet ihr der neue Gottesdienstraum: Die Akustik sei so schlecht, dass sie im
Gottesdienst nur schwer verstanden werde. Ein Gutachten soll Vorschläge
erarbeiten, wie der Hall gedämpft werden kann. Altar und Taufbecken konnte sich die Gemeinde von der Barmbeker Bugenhagen- kirche ausleihen. Die alte Orgel wurde nach Polen verkauft. Eine kleinere Orgel erhält die Gemeinde von der benachbarten Bonifatius-Kírche, wenn sie 2.020 aufgegeben wird.
Ein Belüftungssystem sorgt für gute Luft, eine Solaranlage auf dem Süddach
wärmt klimafreundlich den Betonkern des Gebäudes.
Gefeiert wird die Wiedereröffnung am Sonnabend von 11 bis 14 Uhr mit einem Gemeindefest. Prominente Gäste sind Bischöfin Kirsten Fehrs und Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Pfingstsonntag wird um 14 Uhr ein Festgottesdienst gefeiert.
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